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Nach dem verheerenden Blutbad in einer syrisch-katholischen Kirche in Bagdad fordern Vertreter der christlichen Assyrer-Chaldäer-Aramäer im Irak eine autonom verwaltete Region für ihr Volk in der Provinz Niniveh im Norden des Landes. „In der Niniveh-Ebene bilden Christen, Shabak, Yeziden und muslimische Kurden die Mehrheit der Bevölkerung. Deshalb ist diese Forderung des Volksrates der Assyrer-Chaldäer-Aramäer durchaus berechtigt“, erklärte der Präsident der Gesellschaft für bedrohte Völker International (GfbV), Tilman Zülch, am Montag in Göttingen. „Die Gewährung von Autonomie in diesem Gebiet könnte vor allem dann zum Schutz der kleineren ethnischen und religiösen Gemeinschaften beitragen, wenn dieses Gebiet an das friedliche Irakisch-Kurdistan angeschlossen wird. Dort ist die Situation seit Jahren sicher, und die Nationalitätenpolitik der Regionalregierung ist für den Nahen Osten vorbildlich.“ In Irakisch-Kurdistan wurden bereits viele Christen aufgenommen, weil sie dort Verwandte haben.
„Die Verfassung des Irak lässt die Bildung von Autonomiegebieten zu und sieht eine Volksbefragung über die Zugehörigkeit auch von Teilen der Provinz Niniveh vor“, berichtete Zülch. „Das Referendum muss schnell durchgeführt werden, denn es ist im Interesse der Sicherheit aller Minderheiten.“
Die GfbV, die mit einer eigenständigen Sektion im Nordirak vertreten ist, führt seit Jahren eine ständig fortgeschriebene „Chronik der Gewalt“ an Christen und Minderheitenangehörigen im Irak. Durch das gestrige Blutbad wurden ganze Familien ausgelöscht. So starben alle Mitglieder der christlichen Familie Thamer Kamel Osi: der Ehemann, die Ehefrau und ihre beiden Kinder. Mindestens 39 christliche Gläubige sollen getötet worden sein, darunter die Priester Wassim Sabih und Thaer Saad Abdal. Mindestens 120 Menschen sollen verletzt worden sein.
Aus der Fünf-Millionen-Metropole Bagdad sind nach GfbV-Recherchen seit 2003 mehr als drei Viertel der dort ansässigen rund 400.000 Christen geflohen. Viele wagen es kaum noch, einen Gottesdienst zu besuchen oder ihre Kinder auf eine christliche Schule zu schicken, weil sie terroristische Attentate befürchten.
Die laufend aktualisierte Chronik der Anschläge auf Christen im Irak kann bei der GfbV per E-Mail an [email protected] angefordert werden. Tilman Zülch ist erreichbar unter Tel. 0151 153 09 888.
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