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Spendenaufruf: Nothilfe für die irakischen Flüchtlinge in Kurdistan

Die Menschen im Irak fliehen vor ISIS, Kalifat und Armee

Nein zu religiösem Terror und autoritärer Gewalt! Solidarische Nothilfe für innerirakische Flüchtlinge vor dem Kalifat! Wasser, Nahrung & ein Zelt für Schutzsuchende im kurdischen Nordirak.
Unterstützen Sie die lokale Nothilfe jetzt mit Ihrer Spende!

Erinnerung und Gegenwart im Nordirak

Das kurdische Germian an der irakisch-iranischen Grenze ist ein historischer Ort jenes Leidens, das den alten Irak unter Saddam Hussein so schrecklich machte. In der kurdischen Region Germian fanden die antikurdischen Anfal-Operationen der 1980er Jahre statt. Hier wurden unzählige Dörfer zerstört, zehntausende Männer verschleppt und ermordet. Nach dem kurdischen Aufstand 1991 lag Germian außerhalb der damaligen von den USA garantierten Flugverbotszone in unmittelbarer Nähe zu den irakischen Truppen und blieb damit eine gefährdete und zugleich vernachlässigte Region.

Im Sommer 1991 begann medico mit Projekten zur Nothilfe und des regionalen Wiederaufbaus. Dörfer wurden wieder bewohnbar, die durch Landminen zweier Golfkriege verseuchten Äcker, Obst- und Weingärten, Viehweiden und Berge wieder begehbar gemacht. Später überführten wir unsere Arbeit vollständig in lokale kurdische Strukturen. Heute scheint sich alles zu wiederholen, allerdings unter umgekehrten Vorzeichen: Flohen früher Kurdinnen und Kurden vor der irakischen Gewalt und war Kurdistan ein Tatort massiver irakischer Verbrechen, sind es heute verfolgte Irakerinnen und Iraker, die vor dem irakischen Staatszerfall und neuer religiöser Despotie ins sichere Kurdistan fliehen.

Kurdistan als Fluchtziel

Die Region Germian ist noch immer eher abgeschieden und arm, aber der Ort, der früher mit Tod und Folter verknüpft war, ist heute auch ein Platz des Schutzes für die, die dem aktuellen Schrecken im Zentralirak entfliehen konnten. Seit dem Vormarsch der dschihadistisch-salafistischen ISIS-Gruppe aus Syrien, die im Verbund mit alt-baathistischen und sunnitischen Milizen die Großstadt Mossul und weite Teile der irakischen Provinz Anbar eroberte, flohen zahlreiche arabische, kurdische und christliche Familien in das kurdisch verwaltete Gebiet. Der UNHCR spricht aktuell von bis zu einer Million Binnenflüchtlingen in den ersten sechs Monaten dieses Jahres. Die meisten von ihnen haben sich aus der Provinz Ninive (Mossul) in die irakisch-kurdischen Westprovinzen um die Städte Erbil und Dohuk gerettet. Die kurdische Regionalregierung versucht hier, die Flüchtlinge durch den UNHCR und internationale Hilfsorganisationen zu versorgen.

Anders ist es in Germian. Hierin flohen etwa 2.000 Familien, also ca. 10.000 Menschen, aus den umkämpften irakischen Provinzen Baqooba/Dyala und Salahaddin. Die Akuthilfe kann in die abgelegene Region nur auf Umwegen und mit großen Hindernissen gelangen. Von den kurdischen Großstädten Erbil und Sulaimania ist Germian jeweils mehrere Autostunden entfernt und in Richtung Süden sitzen in den alten Frontstellungen, aus denen früher die irakische Armee die kurdischen Peshmergas belauerte, heute die Kampfverbände der ISIS. Aktuell ist daher eine Versorgung aus dem Zentralirak – etwa aus Bagdad – nicht mehr möglich, da die Hilfe die Frontlinie der Dschihadisten kreuzen müsste.

Widrige Bedingungen für die irakischen Flüchtlinge

Die kurdische Regionalverwaltung in Germian ist zurzeit in der Versorgung der Flüchtlinge auf sich gestellt. Alle Familien, für die von Angehörigen gebürgt werden kann - droht doch das gezielte Einsickern von dschihadistischen Selbstmordattentätern - können in den Städten Kifri, Kalar, Rizgary bei Bekannten unterkommen oder Wohnungen mieten. Andere finden außerhalb Zuflucht in leerstehenden Gebäuden oder provisorisch aus Zeltplanen und Decken gebauten Hütten.

Weitere Beschwernisse kommen hinzu. Der begonnene Fastenmonat Ramadan verlangsamt das Alltagsleben und führt dazu, dass die ohnehin fragile kommunale Versorgung noch mehr Zeit für Hilfsmaßnahmen braucht. Auch das Ausbleiben der irakischen Gelder für die kurdische Region und ausbleibende Lohnzahlungen seitens der Regionalverwaltung sowie die kriegsbedingte Verteuerung von Lebensmitteln und die Benzinknappheit verzögern zusätzlich mögliche Hilfstransporte nach Germian.

medico-Partner mit lokalem Wissen

Wer sich auskennt und das Vertrauen der Bevölkerung genießt, findet trotz aller Widrigkeiten einen Weg. Gemeinsam mit unserer langjährigen Partnerorganisation Haukari leistet medico jetzt Nothilfe für diese neuen innerirakischen Kriegsflüchtlinge. Der medico-Partner arbeitet seit vielen Jahren in Germian, besonders mit den überlebenden Anfal-Witwen aus der Zeit der Schreckensherrschaft unter Saddam Hussein, unterstützt ein Erinnerungsprojekt und ist in der Region als vertrauenswürdige lokale Basisorganisation bekannt.

So auch der kurdische Partner Kurdish Health Foundation (KHF), mit dem medico seit bald 20 Jahren zusammen arbeitet. Die mobilen medizinischen Einheiten der KHF betreuen seit zwei Jahrzehnten die abgelegenen Dörfer Germians, die über keine regulären Gesundheitsposten verfügen. Die kurdischen Teams sichern aber nicht nur eine medizinische Grundversorgung und helfen bei der Verbesserung der hygienischen Verhältnisse, sondern haben auch gezielte gesundheitliche Aufklärungsprogramme zu den Themen Gewalt gegen Frauen und Kinder, Zwangsverheiratung und Genitalverstümmelung entwickelt, die in den ländlichen Regionen in Irakisch-Kurdistan noch immer praktiziert wird.

Die KHF weiß zugleich aus ihrer langjährigen Praxis, wie man die jetzt dringend benötigte Wasserversorgung für die neuen Flüchtlinge effektiv, preiswert und an die extremen Bedingungen angepasst gewährleisten kann. Denn in Germian wird es im Sommer bis zu 50 Grad heiß. Es braucht aber noch mehr: Neben Wasser, Kühlung und Nahrungsmitteln geht es auch um Hygienesets, Schlafmatten, Decken und Zeltplanen für besonders bedürftige Familien. Alles muss sofort geschehen, zugleich weiß niemand wirklich, wie lange die Hilfe andauern wird. Denn wie viele Wochen und Monate die Bevölkerung der irakischen Städte tatsächlich in Kurdistan bleiben wird, ist völlig offen – so offen, wie derzeit die politische Zukunft des Iraks überhaupt zu sein scheint.

Spenden für die Nothilfe im kurdischen Irak

Unterstützen Sie die solidarische medico-Nothilfe für die irakischen Kriegsflüchtlinge, die im kurdischen Nordirak Zuflucht gefunden haben. Es geht ums Überleben, um Hilfe in der puren Not, aber es geht auch um jene Werte, die den Irakerinnen und Irakern seit dem Sturz der alten Despotie seit mehr als einem Jahrzehnt vorenthalten werden: Freiheit, Demokratie und Würde.

Das Spendenstichwort lautet: „Kurdistan“

medico international e.V.
Kontonummer: 1800
Frankfurter Sparkasse
BLZ: 500 502 01

medico international ist als gemeinnütziger Verein anerkannt. Ihre Spende ist daher steuerlich absetzbar. Das Deutsche Zentralinstitut für Soziale Fragen (DZI) bescheinigt medico international einen sorgfältigen und verantwortungsvollen Umgang mit Spendengeldern.

http://www.medico.de/themen/nothilfe/dokumente/fluechtlinge-isis-offensive-irakisch-kurdistan/4649/?pk_campaign=nl6isis#Gal

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