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Jenseits der roten Linien

Die Indizien für den Einsatz von Giftgas in Syrien häufen sich.

KOMMENTAR VON THOMAS VON DER OSTEN-SACKEN
Jungle-World.com - Wenn in Syrien mehr als 70 000 Menschen dem Bürgerkrieg zum Opfer gefallen, Millionen auf der Flucht und Hunderttausende inhaftiert oder »verschwunden« sind und selbst hohe UN-Vertreter von der »größten humanitären Katastrophe nach Ende des Zweiten Weltkriegs« sprechen, so ist das sehr bedauerlich, einen Grund zum Eingreifen stellt es nicht dar. Zumindest aus Sicht der US-Regierung, die stattdessen aber gerne »rote Linien« zieht. Man werde es nicht dulden, wenn das syrische Regime seine Chemiewaffen durchs Land zu bewegen beginne, hatte 2012 Präsident Barack Obama erklärt. Das syrische Regime begann, seine Chemiewaffen scharf zu machen. Nichts geschah. Ein Einsatz solcher Waffen sei ein »game changer«, hieß es danach. Seit Herbst vorigen Jahres mehrten sich die Anzeichen, dass chemische Kampfstoffe, wenn auch lokal begrenzt, zum Einsatz kamen. Die USA fanden die Quellen nicht überzeugend. Am 19. März, ausgerechnet fast auf den Tag 25 Jahre nach dem Chemiewaffenangriff der irakischen Armee auf die kurdische Stadt Halabja, gingen Bilder von Toten aus dem Dorf Khan al-Asal um die Welt, die einmal mehr auf Einsatz von Giftgas hinwiesen.
Frankreich und Großbritannien gingen jüngst in die diplomatische Offensive: Man habe, hieß es aus London, Bodenproben und andere Beweise, dass Giftgas mehrmals und an verschiedenen Orten verwendet worden sei. Vergangene Woche erklärte Brigadegeneral Itai Brun vom israelischen Militärgeheimdienst, alles weise darauf hin, dass in Syrien das tödliche Gift Sarin eingesetzt worden sei. US-Verteidigungsminister Chuck Hagel bestätigte, dass es Beweise für die Verwendung von Sarin »in geringem Ausmaß« gebe.

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