07.09.2010: Aufruf der Hasankeyf-Initiative zur Teilnahme am Hasankeyf-Solidaritäts-Camp
Wir, die Initiative zur Rettung von Hasankeyf, rufen alle interessierten Menschen und Organisationen zur Teilnahme am Hasankeyf-Solidaritäts-Camp vom 11. bis zum 17. Oktober 2010 in Hasankeyf auf, das vom Bau des Ilisu-Staudammprojekts bedroht ist.
Der Ilisu-Staudamm wird die antike Stadt Hasankeyf mit ihrem bedeutungsvollen kulturellen und natürlichen Reichtum überfluten und sich gravierend auf das Tigristal auswirken. Insgesamt 75.000 Menschen wird durch dieses Projekt die Lebensgrundlagen entzogen. Die Lage ist ernst, denn im Frühjahr 2010 haben die Bauarbeiten für den Staudamm im Dorf Ilisu und für Neu-Hasankeyf begonnen. Trotz der jahrelangen Proteste der betroffenen Bevölkerung und breiter Kritik von Menschen und Organisationen aus der Türkei und der ganzen Welt wird dieses Zerstörung bringende Projekt weiterhin umgesetzt.
Vielen ist bekannt, dass die europäische Finanzierung im Juli 2009 zusammenbrach, d.h. die europäischen Regierungen sich mit ihren Kreditbürgschaften und die europäischen Banken mit ihren Krediten zurückzogen, nachdem der Protest immer mehr zunahm und die Türkei nicht die geforderten internationalen Standards umsetzte. Auch die viel heraufbeschworene Beteiligung chinesischer Unternehmen und Finanzinstitute für das Staudammprojekte fand nicht statt. Die türkische Regierung, die das Ilisu-Projekt als ihr vielleicht wichtigstes Prestigeprojekt betrachtet, organisierte daraufhin zu Beginn des Jahres 2010 eine Finanzierung durch drei türkische Banken (Akbank, Garantibank and Halkbank), was den jetzigen Bau ermöglichte. Vier türkische Unternehmen sowie die österreichische Andritz AG verblieben dabei im Projektkonsortium.
Die türkischen Staatsbehörden nahmen einen Felssturz am 13. Juli 2010 in Hasankeyf, der einem Menschen das Leben kostete, zum Anlass, die wichtigsten archäologischen Gebiete in Hasankeyf zu sperren und für Touristen komplett unzugänglich zu machen. Dies wird von den Bewohnern als der erste Schritt zur Entvölkerung der Stadt betrachtet.
Somit setzen wir unseren Kampf gegen das Ilisu-Projekt fort, gegen den Untergang des 12.000 Jahre alten Hasankeyf und ihres kulturellen und natürlichen Erbes - sie erfüllt ganze 9 von 10 Unesco-Kriterien - und gegen die Zerstörung des reichen Ökosystem des Tigris mit seinen zahlreichen Tieren und Pflanzen.
Andere Staudämme haben in der Vergangenheit kulturelle Stätten wie Samsa, Halfeti, Zeugma und Hallan Cemi überflutet - und das für einen kleinen Betrag an Strom. Jetzt werden weitere Staudämme geplant, die Orte wie Hasankeyf und Allianoi, den Fluss Munzur und alle Flüsse und Bäche am Schwarzen Meer bedrohen. Wenn wir uns nicht energisch dagegen stellen, werden wir diese Reichtümer verlieren.
Obwohl viele Menschen die Erfolgsaussichten unsere Kampagne als gering einschätzten, haben wir es mit unseren Grundsätzen "Erhalt gegen Zerstörung", "Harmonie mit der Natur anstatt Ihrer Betonierung", "Entwicklung vor Ort gegen Vertreibung", "produktive Gemeinschaften anstatt Konsum" und "Solidarität gegen Individualismus" in der Vergangenheit bereits zweimal geschafft, den Ilisu-Staudamm zu stoppen. Angesichts des wieder begonnenen Staudammbaus rufen wir - mit dem Glauben, das Projekt ein drittes und letztes Mal stoppen zu können - alle Menschen zwischen Schwarzem Meer und dem Mittelmeer, zwischen Mesopotamien und der Ägais und alle anderen Interessierten zur Soldarität zur Solidarität mit Hasankeyf und dem Tigristal auf.
Lokale Gemeinschaften, Kulturen und natürliche Ressourcen sollten nicht für die Wirtschaftsinteressen einiger Kreise zerstört werden. Der Erhalt von Hasankeyf und dem Tigristal, die zu wichtigen Symbolen im gesamten Kampf gegen destruktive Staudammpolitik geworden sind, muss unser gemeinsames Ziel werden!
Lasst uns Hasankeyf in die Zukunft tragen und nicht in den Umsiedlungsort!
Mit dem Ziel der Solidarität mit Hasankeyf und dem Tigristal organisieren wir vom 11. bis zum 17. Oktober 2010 am Flussufer des Tigris in Hasankeyf ein Camp, zu dem wir Euch alle zur Teilnahme und zum Austausch aufrufen.
Interessierte bitte hier Kontakt aufnehmen:
Initiative zur Rettung von Hasankeyf
Tel: 0090-488-212 5053
e-mail: [email protected]