Kurdische Community in Deutschland anerkennen!
Anlässlich des 50. Jahrestages der Unterzeichnung des deutsch-türkischen Anwerbeabkommens am
30. Oktober 1961 erinnern wir daran, dass unter den gemeinhin als türkisch-stämmig bezeichneten Migrantinnen und Migranten fast 30 Prozent Menschen kurdischer Herkunft sind. Vielen ist diese Tatsache bekannt, aber trotzdem werden z.B. Kurdinnen und Kurden so gut wie nie als solche öffentlich angesprochen. Fakt ist: Diese Menschen sind keine Türken.
Migration als ein transnationales Phänomen ermöglicht uns, der Vielfalt der Kulturen als eine Bereicherung zu begegnen.
Als die ersten kurdischen Arbeitskräfte aus wirtschaftlichen Gründen ihre Heimat verlassen hatten und im Rahmen des Anwerbeabkommens nach Deutschland gekommen waren, hatten sie erst hier die Möglichkeit, ihre Sprache und Kultur, die in der Türkei verboten waren, zu pflegen.
Es kann nicht angehen, dass diese Menschen nun ihrer Identität beraubt werden, indem ihre ethnische und kulturelle Zugehörigkeit in Deutschland keine Berücksichtigung findet und sie pauschal als „türkisch-stämmig“ bezeichnet werden.
Die Forderung nach Beteiligung, nach Anerkennung und Teilhabe in allen gesellschaftlichen, kulturellen, sozialen, ökonomischen, aber auch politischen Bereichen und Belangen unserer heutigen Gesellschaft, und das mit allen Rechten und Pflichten, setzt voraus, dass die rund eine Million Kurdinnen und Kurden als zweitstärkste Einwanderergruppe nach den Türken in Deutschland als eigenständige Gemeinschaft wahrgenommen und anerkannt werden.
Eine Diskussion mit den VertreterInnen der kurdischen Gemeinschaft in Deutschland auf Augenhöhe findet leider nur eingeschränkt statt. Das Scheitern der Anerkennung liegt nicht an dem Einsatz und den Bemühungen kurdischer Organisationen um Partizipation. Die deutsche Regierung selbst ist äußerst zurückhaltend und lenkt ihr Augenmerk lieber auf andere Immigrantengruppen. Es ist zu vermuten, dass außenwirtschaftliche Harmonie mit der Türkei als Motiv für zögernde bis gar nicht stattfindende Dialoge verantwortlich ist. Genauso muss das Verbot der PKK und der ihr nahe stehenden Vereine in Deutschland vor 18 Jahren als weiterer Grund gesehen werden.
Das Verbot muss als ein Integrationshindernis für in Deutschland lebende Kurdinnen und Kurden angesehen werden, deren politische Partizipation damit erschwert wird. Gleichzeitig ermutigt das PKK-Verbot in Deutschland die türkische Regierung zur Fortsetzung ihrer antikurdischen Politik und zur Verweigerung einer friedlichen Lösung in der Türkei.
Die Politik des diplomatischen Schweigens wegen vermeintlich wirtschaftlicher Interessen wie in den letzten Jahren darf nicht fortgesetzt werden. Von einem demokratischen, freiheitlichen, offenen Land, wie es die Bundesrepublik Deutschland ist, erwarten wir mehr. Dazu gehört, dass allen Menschen, die zum Aufbau Deutschlands beigetragen haben, auch ihre Herkunft zugestanden und dies öffentlich anerkannt wird.
Wir Unterzeichner, appellieren an die Bundesregierung, ein Zeichen zu setzen, Kurdinnen und Kurden als eigenständige Migrantinnen- und Migrantengruppe in Deutschland anzuerkennen, sie mit allen anderen Immigrantengruppen gleich zu behandeln und dazu beizutragen, dass der Konflikt in ihrem Herkunftsland friedlich gelöst wird!
Anlässlich des 50. Jahrestages der Unterzeichnung des deutsch-türkischen Anwerbeabkommens beim Gipfel am 2.November in Berlin zwischen dem türkischen Ministerpräsident Erdogan und Bundeskanzlerin Merkel sind die Kurden nicht vertreten, folglich hat Erdogan nicht die Legitimation, auch im Namen der Kurdinnen und Kurden in Deutschland zu sprechen.
Demokratie kann so etwas leisten und die Menschen, um die es geht, haben es verdient.
Unterzeichner:
• YEK-KOM, Föderation der kurdischen Vereine in Deutschland e.V.
• KNK Kurdische Nationalkongress Deutschland
• Deutsche-Kurdischer Kultur Bund e.V.
• Kultur Kreis Kurdistan e.V. Karlsruhe
• Kurdistans Volkshaus e.V. / Berlin und Hamburg
• HEVKAR e.V.
• Deutsch-Kurdische-Gesellschaft Gießen e.V.
• Kurdische Gemeinde in Deutschland e.V.
• IVK-Islamische Verin Kurdistan e.V.
• FKE – Föderation der Yezidischen Vereine e.V.
• European - Kurdistan Green Organization
• CÎK - Föderation der Kurdischen Muslimischen Gemeinschaften in Europa e.V.
• FEDA - Föderation der Demokratischen Alewiten e.V.
• YXK – Verband der Studierenden aus Kurdistan e.V.
• Der Europäische Friedensrat Türkei/Kurdistan
• Rat der Kurden und Kurdischen Vereinigungen Berlin
• Kurdistan AG
• Kurdische Zentrum e.V. Berlin
• Kurdische Frauen im Exil e.V.
• DIDF-Berlin
• YEKMAL e.V. - Kurdischer Elternverein
• Awadani e.V. ,Kurdistanhilfe, Information, Beratung und Dokumentation.
• IKK e.V. Berlin
• Kurdische Gemeinde zu Berlin-Brandenburg e.V.
• Dersim-Gesellschaft für Wiederaufbau.e.V.
• Cenî - Kurdisches Frauenbüro für Frieden e.V.
• Kurdisches Institut in Deutschland
• YMK – Verein der Kurdischen Lehrer in Europa e.V.
• European Kurdish Culture Bridge
• Kurdische Gemeinde Fulda e.V.
• Kurd-Akad, Netzwerk Kurdischer AkedemikerInnen e.V.
• Ali Atalan , Mitglied des Landtages NRW
• Hamide Akbayir, Mitglied des Landtages NRW
• Cansu Özdemir ,Mitglied der Hamburger Bürgerschaft
• Mehmet Tanriverdi, Präsident der Bundesarbeitsgemeinschaft der Immigratenverbände in Deutschland - BAGIV e.V.
• Haydar Isik, Schriftsteller
• Gunay Aslan, Schriftsteller
• Riza Baran, ehemaliges Mitglied des Abgeordnetenhauses von Berlin
• Giyasetin Sayan, ehemaliges Mitglied des Abgeordnetenhauses von Berlin
• Cahit Mervan, Journalist
• Dr. Nebi Kesen, Steuerberater
• Prof. Dr. Ferhad Ibrahim
• M. Sefik Boti, Journalist
• Faysal Dagli , Journalist
• Mehmet Sahin, Schriftsteller und Journalist
• M. Ali Yildirim, Journalist
• Ahmet Kahraman, Journalist