Göttingen (Niedersachsen) – Ein deutscher Menschenrechtler hat sich irritiert über den Besuch von Bundespräsident Christian Wulff im Atatürk-Museum in Ankara gezeigt. Unter Atatürks Herrschaft seien in der Türkei hunderttausende Christen und Kurden getötet und mehrere Millionen vertrieben worden, sagte der Vorsitzende der Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV), Tilman Zülch, in Göttingen. „Angesichts dieser Massenmorde hätte Wulff die Grabstätte Atatürks nicht besuchen dürfen”, erklärte Zülch. Er bemängelte zudem, dass Wulff in seiner Rede vor dem türkischen Parlament mit keinem Wort auf den am Montag begonnenen „Schauprozess” gegen 151 kurdische Politiker und Bürgerrechtler eingegangen sei. Nach Angaben der Menschenrechtsorganisation wurden seit dem Frühjahr 2009 mehr als 1600 Kurden inhaftiert, die sich größtenteils für Rechtsstaatlichkeit und Gleichberechtigung eingesetzt hätten.