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Deutscher Forscher: „Mehrheit der Kurden profitiert nicht vom Bauboom“

Erbil/Berlin, 20. Juli (AKnews/idw) – In den Straßen herrscht reges Treiben, Neubauten schießen überall aus dem Boden – es herrscht Aufbruchsstimmung beim Wiederaufbau in der irakischen Region Kurdistan. „Doch es hakt an vielen Stellen, nicht alle Aktivitäten sind sinnvoll und zum Wohle der Bevölkerung“, sagt Dipl.-Ing. Daniel Karsch von der Fakultät Planen Bauen Umwelt der Technischen Universität Berlin. Er kritisiert den oft „ungeregelten Bauboom“ in der Region, der „kurzfristigen Gewinnen“ einiger weniger diene (wie in den beiden gezeigten Bildern, welche die Forscher in der Region Kurdistan gemacht haben). Planer der TU machen in der Region Kurdistan und in anderen Regionen Nordafrikas und Westasiens den noch fehlenden Forschungsbedarf aus und stoßen mit internationalen Partnern urbane und landschaftsbauliche Entwicklungsprojekte an, erklärt der Wissenschaftler.

Die Problemlage ist in vielen Regionen ähnlich: „Eilig werden, wie in Kurdistan, Bauprojekte aus dem Boden gestampft. Ziel sind oft kurzfristige finanzielle Gewinne für zumeist ausländische Investoren“, so Karsch. „Mangels lokaler Verfügbarkeit werden Arbeitskräfte und Baumaterialien einfach importiert. An bezahlbarem Wohnraum für untere Einkommensschichten fehlt es ebenso wie an baulicher Qualität.“

Eine zusammenhängende und langfristige städte- oder landschaftsbauliche Planung fehle gänzlich. „Kurz: Die Region Kurdistan und die Mehrheit ihrer Bewohner profitieren kaum vom derzeitigen Bau- und Wiederaufbauboom“, so der Berliner Forscher.

Erhöhten Forschungsbedarf in Region Kurdistan ausgemacht

Komplexen Herausforderungen wie diesen will sich die „West Asia North Africa Cooperation Unit“ (WANACU) der TU Berlin, die 2006 an der Fakultät VI Planen Bauen Umwelt zur Stärkung der Region Westasien/Nordafrika als ein strategischer Schwerpunkt in der internationalen Zusammenarbeit der Fakultät gegründet wurde. Sie identifiziert den Forschungsbedarf in der Zielregion – dies ist im letzten Jahr für den Bereich Stadt- und Siedlungsentwicklung in Kurdistan geschehen –, sucht Partner und stößt mit diesen Projekte an. Dabei werden auch bereits bestehende TU-Projekte und deren eventuelle Resultate genutzt.

Die Kernidee der Forschungseinheit WANACU liegt in der Übertragbarkeit. „Die Bedingungen und Herausforderungen in den verschiedenen Ländern ähneln sich: Es herrscht ein trockenes oder halbtrockenes Klima, die Ausstattung mit natürlichen Ressourcen ist ähnlich, der hohe Grad und das Tempo der Urbanisierung und das starke Bevölkerungswachstum sowie die Gefährdung durch Naturkatastrophen“, so Karsch. „In allen Ländern dominiert der Islam, zahlreiche kulturelle und historische Ähnlichkeiten sind vorhanden. Das erlaubt das Übertragen von Lösungsansätzen für verschiedenste Probleme.“

WANACU hat inzwischen an der Entstehung und Durchführung verschiedener Projekte und Veranstaltungen in den Zielregionen mitgewirkt. Hierzu zählen die beiden vom Bundesforschungsministerium (BMBF) geförderten „Megacities“-Projekte der TU Berlin: „Urban Agriculture (UA) as an Integrative Factor of Climate-Optimised Urban Development, Casablanca“ und „Young Cities: Developing Energy-Efficient Urban Fabric in the Teheran-Karaj“. Ein anderes Projekt ist das Wissensnetzwerk MENASHDA (Middle Eastern North African Sustainable Habitat Development Association). Es umfasst über 30 Partnerinstitutionen aus unterschiedlichen gesellschaftlichen Bereichen der Region. Dieses Netzwerk zielt auf Wissensaustausch zum Thema „Nachhaltige Gestaltung von Lebensräumen“ im Mittleren Osten und Nordafrika.

Quelle: http://www.aknews.com/de/aknews/1/165579/

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