Ermordung von Maschal Tamo und aktuelle Entwicklungen in Syrien – Medienecho
Die Ermordung des kurdischen Oppositionellen Maschal Tamo hat weite Kreise gezogen. Nicht nur in Hamburg und Berlin, sondern auch in London, Genf und Wien zeigten syrische Regimegegner allen voran ihren Unmut über den Tod des Fürsprechers der Demokratie und des Pluralismus. In Deutschland wurden die Botschaften von syrischen Regimegegnern gestürmt. Außer Außenminister Guido Westerwelle verurteilten weitere Staaten diese Gewalt in Syrien.
Selbst Russland, die mit ihrem Veto die Resolution des UN-Sicherheitsrates gegen Syrien verhindert hatten, fordert den Rücktritt von Baschar al-Assad, sollte er nicht die nötigen Reformen durchführen. Nach wie vor betont Russlands Präsident Dmitri Medwedew, dass das syrische Volk diese Entscheidungen treffen müsse und nicht etwa die NATO. (Quelle: http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,790562,00.html )
Bei der Beerdigung von Tamo waren etwa 50,000 Kurden aber auch Assyro-Aramäer. Nach Angriffen der Anwesenden Sicherheitsbeamten starben zwei Menschen und weitere wurden verletzt. Augenzeugen zufolge starb Tamo auf Grund eines Angriffes von vier bewaffneten Personen, die ein schwarzes Auto fuhren. Bei dem Angriff wurde Tamos Sohn schwer verletzt wie auch eine oppositionelle Besucherin. Es wird davon ausgegangen, dass die Angreifer Anhänger des Regimes waren oder eines Geheimdienstes. (Quelle: http://www.zeit.de/news/2011-10/09/unruhen-proteste-nach-mord-an-syrischem-oppositionspolitiker-09162605)
Tamo ist nicht die erste bekannte Persönlichkeit, die solchen Angriffen zum Opfer fiel: Ali Farsad, ein bekannter Karikaturist, und Riad Seif, ein ehemaliges Mitglied des Parlaments, bekamen das Vorgehen der Regierung zu spüren. Seif wurde noch am selben Tag der Ermordung von Schlägern attackiert. (Quelle: http://www.faz.net/aktuell/politik/syrien-ein-mord-als-kriegserklaerung-11487664.html) Im Fall Tamo ist nach wie vor ungeklärt, ob der Angriff jedoch auf das Regime zurückzuführen ist.
In der Zwischenzeit ist Kairo, im benachbarten Ägypten, zu einem Sammelpunkt der syrischen Oppositionellen im Exil geworden. So auch Menschenrechtsaktivist Abdel Karim al-Rihawi, der nach eigener Einschätzung vermutet, dass bereits über 5,000 Menschen gestorben sind, 6,000 vermisst werden und 70,000 in Haft sind. Al-Rihawi betont, dass es die Intention des Volkes ist ohne Gewalt zu protestieren. Allerdings befürchtet der syrische Dissindent Muhammad Mamoun al-Homsi, deren baldige Überhandnahme, vor allem, wenn es keine Intervention anderer Staaten gebe, da "die Geduld des Volkes überstrapaziert" sei. In diesem Fall drohe ein Bürgerkrieg. Weiterhin unterstellt Al-Rihawi den anderen Staaten ein mangelndes Interesse auf Grund der geringen Ölvorkommen Syriens. Er ist jedoch überzeugt, dass der Nationalrat anerkannt wird und demnach auch andere Staaten einschreiten werden. (Quelle:http://www.google.de/search?q=Syrien&hl=de&tbm=nws&prmd=imvnsu&ei=2aCSTreyOoXDtAarndThDw&start=10&sa=N&biw=1024&bih=578 )
Der Staat befürchtet angesichts der Ermordung eine verstärkte Protestwelle der kurdischen Bevölkerung und hat daher die Sicherheitsmaßnahmen in den kurdischen Stadtteilen von Damaskus verstärkt.
Auch das Interview mit der tot geglaubten Sainab al-Hosni sorgt für Verwirrung. Regimegegner vermuten, dass sie verwendet wird, um die Absichten der Rebellen zu degradieren. Hierbei ist auffällig, dass die Regierung sich nicht bemüht die wahre Identität der Toten aufzuklären und es ist fragwürdig, warum al-Hosni nicht vorher Kontakt zur Familie aufgenommen hat. Es ist außerdem nicht ersichtlich, ob sie das Interview freiwillig gegeben habe oder nicht. (Quelle: http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,790357,00.html )
Auch im Fall eines Erfolgs der Revolution sind einige Minderheiten besorgt, um den weiteren Werdegang des Staates. Sowohl die Kurden als auch die christlichen Teile der Bevölkerung und Drusen befürchten eine Diskriminierung. Bisher fühlten sich die Sunniten durch die alawitische Minderheit benachteiligt. Kurden, Drusen, Christen aber auch Alawiten befürchten eine Verfolgung durch eine mögliche zukünftige Regierung, die von Islamisten beherrscht wird. (Quelle: http://taz.de/Syrische-Opposition-im-Exil/!79602/)
Hintergrund:
http://www.gfbv.de/inhaltsDok.php?id=2180&highlight=tamo
Ältere Videos aus dem GfbV-Archiv:
GfbV-Video in englischer Sprache zur Verhaftung von M. Tamo:
http://www.youtube.com/watch?v=9oqt3VP1RPo
GfbV-Video in kurdisch-Kurmanci zur Verhaftung von M. Tamo:
http://www.youtube.com/watch?v=wbgKJPq2TXo
Beste Grüße aus Göttingen
Kamal Sido