Im Vorhof ist die Hölle los
Jungle-World.com: Die arabischen Revolutionen waren in der Außenpolitik der Türkei nicht vorgesehen. Allmählich versucht die türkische Regierung, ihre Politik der Lage anzupassen.
von Benjamin Hiller
Spätestens als Recep Tayyip Erdogan Ende 2010 den »Gaddafi-Friedenspreis« entgegennahm, war es offensichtlich: Der türkische Ministerpräsident hatte die Lage der arabischen Herrscher falsch eingeschätzt. So zögerte die türkische Regierung zu Beginn der arabischen Aufstände erstaunlich lange, bevor sie sich von den Despoten distanzierte. Denn mit einem hatte die Regierungspartei AKP in ihren außenpolitischen Planspielen anscheinend nicht gerechnet: dass sich die Region innerhalb weniger Monate grundlegend verändern würde und diese Umwälzungen auch innenpolitische Auswirkungen entfalten könnten.
Einer der Hauptideologen der türkischen Außenpolitik, Ahmet Davutoglu, Professor für Politik und seit 2009 Außenminister der Türkei, propagierte in den vergangenen Jahren stets eine »strategische Tiefe«, die in einer Annäherung an Länder wie Syrien und den Iran bestand. Zudem bemühte sich die Türkei um eine Vermittlerrolle in den zahlreichen Konflikten der Region. Der Politikwissenschaftler Hüseyin Bagcı formulierte diese Ideologie so: »Anstatt abseits der Ereignisse zu verweilen, sollte die Türkei jetzt – im positiven Sinne – aggressiv werden, überall präsent sein und ihren Beitrag zu regionalen genauso wie zu globalen Entwicklungen leisten.«
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